Operationsgebiet der Classis Augusta Germanica


Das Hauptoperationsgebiet der Flotte (CLASSIS) war der Rhein. Dieser unterteilte sich in Alpenrhein, Hochrhein, Oberrhein, Mittelrhein, Niederrhein und Rheindelta. Der Alpenrhein und der Hochrhein fallen als Operationsgebiet aus.

 

Oberrhein:

Der ein kilometerbreites Schotterbett durchziehende Strom verästelte sich hier in zahlreiche Flussarme, die voller Untiefen und Sandbänke waren und wegen des starken Gefälles eine reißende Strömung aufwiesen.Ab Argentorate (Straßburg) verringert sich das Gefälle und die Strömungsgeschwindigkeit zusehends. Der Fluss begann nun zu mäandrieren, d.h. er bildete Schleifen und Schlingen. Der Hauptstrom, der sogenannte Talweg, war mit vielen Sandbänken und Inseln besetzt. Ab dem heutigen Oppenheim gewann der Fluß ein anderes Gepräge. Die Mäanderbildung lies nach. Statt dessen spaltete sich der Fluss immer wieder in mehrere Arme auf und umschloß langgestreckte Inseln und Kiesbänke. Wichtige Nebenflüsse der Römerzeit sind in diesem Bereich der Neckar und der Main. Über den Main war es möglich den Odenwald und Spessart zu erreichen und per Schiff bis an die Grenzen Böhmens vorzudringen.

 

Mittelrhein:

Der Mittelrhein hat bis heute von allen Flussabschnitten noch am meisten seinen Naturzustand bewahrt. Er beginnt bei Bingen, wo der Rhein mit dem Durchbruch durch das rheinische Schiefergebirge wieder den Charakter eines Gebirgsstromes annimmt.Die erste Teilstrecke bis St. Goar, die auch Felsenstrecke genannt wird war ein gefährliches Fahrwasser. Hier war der Flusslauf von Felsenriffen, tiefen Kolken, Stromschnellen und Wogen geprägt. Das Stromgefälle und die Strömungsgeschwindigkeit zeigen häufig schroffe Wechsel. Das gefährlichste Hindernis lag gleich zu Anfang. Bei Bingerbrück querte ursprünglich eine Felsenbarre aus harten Quarzit den Fluss. Es ist nicht nachgewiesen, ob die Römer diese Barriere schon in der Antike beseitigten. Es kann aber angenommen werden, dass, aufgrund der hohen strategischen Bedeutung, die Römer das sogenannte Binger Loch angelegt haben. Nach der Felsenstrecke tritt der Rhein in das Neuwieder Becken ein. Dort boten sich der Schiffahrt wieder günstigere Möglichkeiten. Die Felsen, Kies und Sandbänke wurden seltener und das Vorland weitete sich. Die Strombreite dürfte sich auf 300 Meter eingependelt haben und auch die Strömungsgeschwindigkeiten wurden ausgeglichener. Hinter Andernach tritt der Fluß nochmals in ein Engtal ein. Dieses Tal ist jedoch geräumiger als die sogenannte Felsenstrecke. Von den Nebenflüssen besaß die Mosel wohl eine herausragende Bedeutung. Entsprechend zahlreich sind die Zeugnisse für römerzeitliche Schifffahrt auf diesem Fluß. Unter den kleineren Flüssen sind die Nette, die Brohl und die Ahr aufgrund ihrer Nähe zu den römischen Steinbrüchen zu erwähnen. Bei Bonna (Bonn) öffnet sich das Rheintal zur Kölner Bucht und dort beginnt der Niederrhein.

 

Niederrhein:

Hier gewann der Fluss wieder das typische Gepräge eines mäandrierenden Tieflandstromes. Zahlreiche Inseln, Sand und Kiesbänke teilten fortan den in immer ausgedehnten Windungen dahinfließenden Lauf. Die Strombreite veränderte sich, nahm aber - von CCAA (Köln) an - stetig zu. Der genaue Verlauf läßt sich nur an den Orten darstellen, an denen römische Orte, Kastelle und Lager lokalisiert worden sind, da der Hauptarm immer wieder seinen Lauf verlagert hat. Wichtige Nebenflüsse sind die Erft, die Sieg, die Wupper, die Ruhr und die Lippe. Die wichtigste Rolle als Aufmarsch und Versorgungsweg bildet hier die Lippe.Der Niederrhein spaltete sich schon in der Antike im Bereich der heutigen deutsch-niederländischen Grenze in zwei Mündungsarme auf.

 

Flußdeltalandschaft:

Diese war um die Zeitenwende gänzlich anders beschaffen als heute. Die Flußarme konnten ungehindert ihre Kraft entfalten und der Landschaft ihr Gepräge verleihen.Zwischen ihnen erstreckte sich ein unübersichtliches Sumpf und Moorgebiet, das durch einen breiten Gürtel von Strandwällen von Flandern bis nach Texel vor dem Meer geschützt war.

 

Quelle : Buch "CLASSIS GERMANICA" von Dr. Konen